• 16.08.2011 12:42 - KLANG- UND SCHWUNGVOLL
von Nobbi in Kategorie Allgemein.

Mit sanften kleinen Eingriffen wollen wir die Vespa GTS 300 Super ein bisschen aufmuntern



Wahre Wunderdinge werden über das Optimieren der Roller-Automatik verbreitet: schnellere Beschleunigung, furiose Ampelstarts, spontanere Motorreaktionen – und das alles, ohne den Motor selbst zu tunen, bei gleicher Motorleistung und somit ungefährdeter Motorlebensdauer. Klingt wie ein Geschenk.

So ein Variomatik-Kit muss ins Haus. Keine drei Tage später klopft der Multivar-Kit des italienischen Erzeugers Malossi in der Version für den Piaggio-Quasar-Motor an die Tür, sein empfohlener Endverkaufspreis ist 152 Euro. Der Einbau ist Hobbyschraubern nicht unbedingt zu empfehlen, man kann hier einiges vergeigen, nicht nur beim Anzugsdrehmoment der Mutter an der Kurbelwelle. In der Werkstatt von Vespa-Importeur Faber kalkuliert man mit einer Einbauzeit von zirka einer dreiviertel Stunde – und tatsächlich sitzt bei Mechaniker Berni Nelböck jeder Handgriff, alles ist gezielt und planmäßig. Ein Ungeübter ohne Hebebühne würde sich hier tatsächlich die Finger blutig schrauben. Will man auch stärkere Kupplungsfedern (28,50 Euro) einbauen, kommt eine weitere halbe Stunde dazu, das Einsetzen der Federn ist auch mit dem nötigen Gewusst-wie eine knifflige Sache. Und weil wir die Variomatik schon offen haben, kommt der Kevlar-Riemen von Malossi (81 Euro) gleich ebenfalls hinein.


Bernhard Nelböck beim Vespa-
Generalvertrieb Faber baut den Malossi
Multivar nicht zum erstenmal ein
Der Effekt ist spürbar: Die mit ihren 16 kW (22 PS) ohnehin schon recht lebendige 300er-GTS wirkt in der Beschleunigung so, als ob sie gefühlte vier bis fünf PS mehr hätte, die Höchstgeschwindigkeit bleibt gleich. Zauberei? Der trickreiche Malossi Multivar holt sich tatsächlich Mehrleistung – und zwar aus einem höheren Drehzahlniveau in den meisten Fahrsituationen. Bereits die mit härteren Federn umgerüstete Kupplung greift später, also mit höherer Drehzahl, und ermöglicht damit den dynamischeren Start. Durch die erhöhte Drehzahl ergibt sich auch das bei jedem Tempo gefühlte unmittelbare Ansprechverhalten des Motors. Die Drehzahl ist aber nur ein Teil der Malossi-Tüftelei: Die Krümmung der Bahnen, in denen die leichteren Variator-Rollen laufen, ist eines der Betriebsgeheimnisse – daher gibt es auch für jedes Rollermodell und -fabrikat einen eigens entwickelten Multivar. Für den Kevlar-Riemen verspricht Malossi höhere Lebensdauer und in manchen Fällen eine minimal höhere Endgeschwindigkeit, weil der Riemen auf den Variomatikscheiben etwas weiter außen läuft.

Der nach den Gesetzesgrundlagen automatische Garantieverlust ist eine heikle Sache. Wer den Kit nach Ablauf der Garantiezeit einbaut, für den stellt sich das Thema nicht. In der Praxis wird aber ein Defekt, der technisch gesehen weit weg von der Variomatik ist – wie ein Elektrikschaden oder das GTS-Leiden mit der Benzinpumpe – die konsumentenfreundliche Garantieabwicklung nicht beeinträchtigen.


Friedl Spani im Wienerwald hat den glühend
heißen Originaltopf in wenigen Minuten herunten
und passt den Remus-Schalldämpfer an

Der brandneue Vespa-Schalldämpfer der steirischen Welt- marke Remus kommt zum „motomobil“-Vorschlag für ein GTS-Soft-Tuning gerade recht. Mit Katalysator kostet das edle Teil 429 Euro – es wird eine EG-Genehmigung mitgeliefert, die man mit den Fahrzeugpapieren mitführen soll, dann fährt man immer im gesetzestreuen Bereich. Für den Sporteinsatz gibt es eine um 80 Euro günstigere, kat-lose Version. Als Slip-on-Schalldämpfer ist der (mittlerweile für viele Marken und Modelle lieferbare) Remus Scooter Exhaust grundsätzlich für den Selbsteinbau geeignet. Die Montageanleitung ist auf einer A4-Seite ultrakurz und deppensicher.

Kaum aus dem Karton heraußen, fallen sofort die tolle, robuste Bauweise und die feine Oberfläche des Remus-Dämpfers auf. Dabei wiegt er 2,4 Kilo weniger als das 6,2 Kilo schwere Vespa-Trumm und wir überlegen sogar, ob wir nach dem Umbau das Originalteil überhaupt aufheben sollen, das freudig verwittert. Dabei machen wir die Rechnung ohne Piaggio: Der Vespa-Auspufftopf ist aus ungenannten Gründen durch drei extrem festgebackene Torx-Schrauben montiert, denen man mit handelsüblichem Baumarkt-Werkzeug nicht zu Leibe rücken kann: Der erste Torx-Ratscheneinsatz ist sofort wie Wachs verbogen, das zweite Bit bricht ohne Vorwarnung ab. Hilfe!

Wir müssen ins Nachbardorf, in die versteckt liegende Halle von Wienerwald-Kfz-Meister Friedl Spani, der Am Steinriegl sogar belebungsresistenten Harley-Davidsons aus dem Zweiten Weltkrieg wieder zum Fahren verhilft. Die Passform des Remus-Topfes ist ausgezeichnet, der fingerfertige Friedl benötigt für den kompletten Umbau genau eine halbe Stunde. Aus einem Remus-Diagramm geht hervor, dass der Auspuff fast über den gesamten Geschwindigkeitsbereich ein knappes PS Zusatzleistung bringt. Hier muss man natürlich das Gras wachsen hören – Tatsache ist jedoch, dass er mit dem Malossi Multivar hervorragend zusammenpasst, die GTS lässt jetzt wirklich die Muskeln spielen. Ohne laut zu sein, erfreut der dunkle, sonore Klang des Schalldämpfers; die gepflegte Optik ist eine Augenweide. Gesamtpreis des Soft Tunings (ohne Kevlar-Riemen und Einbauzeit): 609,50 Euro. Infos auf www.scootertech.at; www.remus.eu



Beliebteste Blog-Artikel:

Melden Sie sich an, um die Kommentarfunktion zu nutzen
Xobor Xobor Blogs
Datenschutz